Nachdem eine zunehmende „Verbetriebswirtschaftlichung“ die
Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände seit 20 Jahren immer mehr dominiert und
diese durch Tarifflucht, Outsourcen von Betriebsteilen, Leiharbeit und zuletzt
(Schein-)Werkverträge noch an zusätzlicher Brisanz gewonnen hat, sind vom
Landesvorsitzenden der AWO Bayern Dr. Thomas Beyer neuerdings doch sehr
ermutigende Töne zu hören. Beyer hat bei der Geschäftsführer-Konferenz des DW
Bayern im Mai 2014 einen sehr interessanten Vortrag über die Entwicklung des
Sozialwesens und der Wohlfahrtsverbände gehalten: Was hat der Markt mit uns gemacht?
Darin kritisiert er aufseiten der Wohlfahrtsverbände unter
anderem „eine oft kritiklose Übernahme
ausschließlich wirtschaftlichkeits-orientierter Denkmuster von der „privaten
Konkurrenz“, nicht selten verbunden mit dem „Argument“, man sei sonst doch
gezwungen, weiteres Terrain an diese aufzugeben.“
Beyer führt aus, dass 20 Jahre nach der Etablierung
marktwirtschaftlicher Strukturen in den Unternehmen der Wohlfahrtsverbände „Konzernstrukturen
… geschaffen (wurden), die zuweilen mehr
Vorbildern der Industrie oder Strukturhandbüchern von Unternehmensberatungen
entsprungen schienen als den eigenen tatsächlichen Bedürfnissen.“
Dabei verliere die Wohlfahrtspflege „ an öffentlicher Wertschätzung ... Sie verdrängt dabei aber, dass sie
etwa über die Arbeitgeber-Auffassungen einzelner ihrer Vertreter hinaus
grundsätzlich öffentliche Kritik auf sich zieht. Dies deshalb, weil sie als
gemeinnützigkeitsverpflichtet strukturell – und zu Recht – von der Allgemeinheit an
besonderen Maßstäben gemessen wird.“
Aufgabe der Wohlfahrtspflege sei es, “
eine Debatte um das, „was gute Pflege kosten darf – ja muss“ aktiv gegenüber
den ökonomischen Interessen aller Beteiligten einzufordern.“ Auch tritt
Beyer für einen allgemein-verbindlichen
Tarifvertrag Soziales bzw. für die Pflege ein, wie er auf der AWO
Bundeskonferenz 2012 bereits diskutiert wurde.
„Nur das Verstehen,
das Herausarbeiten und die konsequente Pflege eines Alleinstellungsmerkmals (vermag) dauerhaft die eigene
Wettbewerbsposition zu sichern. Die Freie Wohlfahrtspflege muss selbst in die
Offensive gehen um ihre Strukturen und Qualitätsmerkmale, ihren Mehrwert zu verdeutlichen – nicht zu rechtfertigen.“
Den Text der gekürzten Niederschrift des Beyer-Vortrags finden
Sie hier.
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